JKU: Führend bei erwerbstätigen, Schlusslicht bei prüfungsaktiven Studierenden

Karin Ortner
Karin Ortner
13. Februar 2015

prüfungsaktivMeinhard Lukas wurde am Montag zum neuen Rektor der Johannes Kepler Universität Linz gewählt. In seinem Interview im Standard  hat er seine Vorstellungen erläutert. Er will der hohen DropOutRate unter anderem mit einer Nachschärfung der Studieneingangsphase begegnen.

An der JKU Linz besteht die ganz spezielle Situation, dass der Anteil an berufstätigen Studierenden bei 74 Prozent liegt, somit nochmals um 10 Prozentpunkte über dem ohnehin schon hohen Österreichschnitt.  Das Ausmaß der Berufstätigkeit ist mit durchschnittlich 30 Stunden in der Woche darüber hinaus sehr hoch. Das ist auch ein Erklärungsansatz für die Schlusslicht-Position, welche die JKU Linz bei den prüfungsaktiven Studierenden innehat, wie der vor einigen Tagen veröffentlichte Universitätsbericht aufzeigt.

Nur 44 Prozent erreichen demnach an der JKU die geforderten 16 ECTS im Jahr, um als „prüfungsaktiv“ zu gelten. Für eine Universität hat dies natürlich massive Auswirkungen, zumal ja Thema war (ist?), die Anzahl der prüfungsaktiven Studierenden für die Finanzierung der Universitäten durch den Bund heranzuziehen.

Die Arbeiterkammer Oberösterreich hat letztes Jahr im Herbst gemeinsam mit der Johannes Kepler Universität ein WISO Sonderheft  herausgegeben, in dem unter anderem von Hans Bacher und Daniela Wetzelhütter eine umfangreiche Untersuchung publiziert wurde, welche Vereinbarkeitsprobleme durch die hohe Berufstätigkeit entstehen und wie diese sich auf die sog. Abbruchsneigung auswirken. Wenig überraschend steigt die Gefahr, das Studium abzubrechen mit der Steigerung der Vereinbarkeitsproblematiken. An der Befragung haben über 1.700 erwerbstätige Studierende teilgenommen, mehr als 600 davon haben die offene Frage nach ihren Vorschlägen zur Verbesserung beantwortet. Durch Maßnahmen zur Digitalisierung und Flexibilisierung des Studiums (mehr Prüfungstermine, bessere Lehrveranstaltungzeiten, weniger Anwesenheitsplichten …) würde sich demnach auch die Gefahr eines Studienabbruchs reduzieren lassen.

Bernadette Hauer hat in ihrem Beitrag die Notwendigkeit einer ausreichenden sozialen Absicherung der Studierenden herausgearbeitet und wie dringend notwendig eine Gesamtreform des Studienförderungssystems ist. Die Studierenden an der JKU entsprechen in ihrer Mehrheit (noch deutlicher als an anderen Universitäten) nicht dem Bild der „traditional Students“, die gleich im Anschluss an die Matura (mit Unterstützung der Eltern und Erwerbsarbeit maximal in den Ferien) ein Studium beginnen.

Aus Sicht der Arbeiterkammer Oberösterreich  sind Zugangshürden generell problematisch. „In Österreich gibt es eine hohe Vererblichkeit von Bildung. Haben die Eltern keinen Hochschulabschluss, sind die Chancen, dass die Kinder einen haben werden, sehr gering. Die Ursache dafür liegt bekanntermaßen nicht im größeren Können der Akademikerkinder, sondern im unterschiedlichen Zugang zu (höherer) Bildung“

 

Karin Ortner
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