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Aufstieg durch Bildung?

Karin Ortner
Karin Ortner
18. Juni 2015
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Am Dienstag fand in Wien eine Veranstaltung der AK „Bildung und soziale Mobilität“ statt. Von der Elementarbildung bis zur Hochschule war die Frage der Durchlässigkeit unseres Bildungssystems das Thema. Wie stark wird Bildung in Österreich vererbt?

Es ist nicht neu: 54 Prozent der Kinder, deren Eltern AkademikerInnen sind, werden es auch. Aber nur 6 Prozent der Kinder, deren Eltern einen Pflichtschulabschluss haben. Soweit so schlecht. Interessant ist der Blick von Alyssa Schneebaum (WU Wien) auf Mobilität nach Geschlecht und Migration. Sie zeigt auf, dass die Bildung der Mutter, für den Sohn eine geringe Rolle spielt, die Bildung des Vaters ist für seinen Bildungsabschluss jedoch ausschlaggebend ist. Umgekehrt bei den Töchtern. Hier gibt es eine hohe Korrelation mit der Bildung der Mutter.

Wie sieht es bei Migrantinnen und Migranten aus? Die Bildungsmobilität bei Migrantinnen ist am geringsten, bei Migranten am höchsten. Interessante Befunde, die zeigen, dass es wichtig ist, Migrantinnen mit ausgewählten Angeboten zu unterstützen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Apropos Teufelskreis durchbrechen: Mehr als 20 Prozenz aller PflichtschulabsolventInnen können nicht sinnerfassend lesen. Soweit so bekannt. Neu war mir zumindest, dass laut Kurt Nekula, Sektionschef im Innenministerium, schon bei den Fünfjährigen rund 20 Prozent einen Förderbedarf haben: Ein wichtiger Beleg für die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit von zwei verpflichtenden Kindergartenjahren, mit hoher Qualität und gut ausgebildeten Kindergärtnerinnen und Kindergärtnern.

Wie sich die soziale Mobilität seit der Einführung der Zugangsbeschränkungen entwickelt hat, zeigt sich anhand der Studie „Zugangsbeschränkungen und Chancen(un)gleichheit im österr. Hochschulsystem„.  Anna Palienko zeigt auf, welche drastischen Veränderungen sich in der sozialen Zusammensetzung der StudienanfängerInnen jeweils bei Einführung der Zugangsbeschränkungen ergeben haben.

Die soziale Durchlässigkeit erhöhen, sollte ein Gebot der Stunde sein und zwar beginnend mit der Elementarbildung. Wenn mehr als ein Fünftel der jungen Menschen nicht sinnerfassed lesen kann, beeinträchtigt das ihr gesamtes Leben, ihre Teilhabe an der Gesellschaft und ihre Möglichkeiten am Arbeitsmarkt.

Bildungspolitik ist keine Sozialpolitik und ersetzt – wie Julia Hofmann  richtig hingewiesen hat – keine vernünftige Arbeitsmarktpolitik. Auch wenn eine akademische Ausbildung immer noch am ehesten vor Arbeitslosigkeit schützt: Auch hier nehmen die absoluten Zahlen zu und viele JungakademikerInnen müssen sich zunehmend mit prekären, schlecht oder gar nicht bezahlten Praktika arrangieren. Martha Eckl (AK Wien) fordert das Wissenschaftsministerium auf, eine neuerliche AbsolventInnenstudie über die Situation von AkademikerInnen bei Berufseinstieg durchzuführen.

Die Arbeiterkammer OÖ fördert übrigens im Rahmen ihres Förderprogrammes für Studierende eine Abschlussarbeit zum Thema „Bachelor was nun“. Welche Erfahrungen machen Bachelor-AbsolventInnen, die in die Berufswelt einsteigen.

Karin Ortner
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