AK-Befragung unter berufs­tätigen Stu­dierenden: Finan­zielle Lage für rund die Hälfte schlechter als vor der Krise

Karin Ortner
Karin Ortner
25. Mai 2020

Wie geht es eigentlich den berufstätigen Studierenden in der Corona-Krise? Das wollte die AK wissen. Sie hat dazu auf diesem Blog eine Kurzbefragung durchgeführt. Knapp 500 Studierende haben daran teilgenommen. Das Stimmungsbild ist durchwegs düster, denn die Situation hat sich massiv verschlechtert. AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer fordert daher wirksame Sofortmaßnahmen wie die Abschaffung der Studiengebühren und eine deutliche Erhöhung der Studienförderung.

Geld fehlt, weil Job fehlt

Fast die Hälfte der befragten berufstätigen Studierenden arbeitet krisenbedingt weniger (22 Prozent) oder gar nicht mehr (27 Prozent). Dementsprechend gibt auch fast die Hälfte an, dass ihre finanzielle Situation seit Beginn der Krise spürbar schlechter geworden ist.  

Besonders prekär ist die Entwicklung für jene, die geringfügig beschäftigt waren (29 Prozent). In dieser Gruppe stellen mehr als 60 Prozent fest, dass sich ihre finanzielle Situation verschlechtert hat. Sie haben keinen Anspruch auf Unterstützung durch das AMS. Dadurch fehlt ihnen jeder Euro. „Studienbeitrag, Selbstversicherung und Studierendenheim müssen bezahlt werden, Studieren geht aber nicht. Weil Kurzarbeit für Geringfügige nicht möglich ist, muss ich um jede mögliche Arbeitsstunde kämpfen, damit ich weiterhin ein Einkommen habe“, lautet ein typischer Kommentar. 

Doppel­bealstung wird noch höher

Befragt nach etwaigen Problemen, Studium und Beruf in der Krise zu vereinbaren, geben knapp 20 Prozent an, dass die Situation am Arbeitsplatz belastend ist. Fast 30 Prozent fühlen sich von ihrer Hochschule nicht gut betreut. Dass trotzdem Studiengebühren bezahlt werden müssen, ist für die meisten Befragten unverständlich: 30 Prozent jener, die Studiengebühren bezahlen, finden den Studienbeitrag generell nicht Ordnung. Und gut die Hälfte der Zahlenden (52 Prozent) ist der Meinung, dass unter den derzeitigen Umständen Studiengebühren unangebracht sind.

Studien­gebühren ab­schaffen und Stu­dierende unterstützen

„Das Stimmungsbild könnte klarer nicht sein“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Er fordert, „die Studiengebühren am besten generell abzuschaffen oder sie zumindest für dieses Semester zurückzuerstatten und für das nächste Semester zu erlassen. Überdies ist eine deutliche Erhöhung der Studienförderung, besonders des Selbsterhalterstipendiums, nötig.“ 

Hoher Druck auf Stu­dentinnen und Studenten

„Bitte kämpft für uns weiter, diese knapp 400 Euro Studiengebühren würden mir alles bedeuten“, so ein eindringlicher Appell aus den zahlreichen Kommentaren der Teilnehmer/-innen der Befragung. Ein weiterer bezeichnender Kommentar: „Zwischen Panikattacken und Bewerbungen schaffe ich es kaum, an meiner Masterarbeit zu schreiben.“ 

Studien­abbrüche öko­nomisch unsinnig

„Vergessen wir in dieser Krise nicht auf die berufstätigen Studierenden, die vielfach armutsgefährdet und teilweise besonders hart getroffen sind! Es braucht wirksame Sofortmaßnahmen, um vermehrte Studienabbrüche zu verhindern“, verlangt Kalliauer rasche Anstrengungen der Bundesregierung. Der AK-Präsident wiederholt auch die Forderung, die Träger der Studierendenheime über die staatlichen Hilfsangebote zu unterstützen, um den Heimbewohner/-innen und deren Eltern eine deutliche Reduktion der monatlichen Kosten zu ermöglichen. 

Alle Antworten und Ergebnisse der AK-Befragung stehen hier auf arbeitenundstudieren.at zum Download bereit.     

Karin Ortner
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